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Bericht über die Caribbean RORC 600

Leider konnten wir für die RORC 600 keine komplette Montana-Crew zusammen bekommen, was natürlich sehr schade war. Denn gern wäre ich mit der Montana dieses absolute Highlight der Regattaszene gesegelt. Aber wie heißt es so schön: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Dieser Umstand ermöglichte mir, bei meinem Freund Rodney als Co-Skipper anzuheuern. Er segelt eine Jeaneau 54DS. Mit ihm und seinem Boot segele ich schon seit 6 Jahren auf diversen Regatten. Antigua Sailing Week, Heineken Regatta, Valentines Reagatta. Die 600 waren wir schon zweimal angegangen, 2017 und 2018. Mussten wir 2017 wegen zu wenig Wind aufgeben, war es 2018 genau das Gegenteil. Bei der 10. Austragung der Regatta gab es die härtesten Verhältnisse seit diese Regatta veranstaltet wird. Von 84 teilnehmenden Schiffen hatten nur 41 gefinished. Das sagt schon viel aus. In den Anfangsjahren wurde diese Regatta noch unterschätzt, von wegen immer gute Passatwinde, stabile Verhältnisse, warmes Wetter. Mittlerweile gilt sie als eine der anspruchsvollsten Regatta des RORC Kalenders. Hier zu bestehen und zu finishen ist etwas ganz besonderes, vor allem möchte man vor der Price-Giving-Party am Freitag 19:00Uhr finishen. Start ist Montag 11:00, man hat also 4 1/2 Tage für geschätzt 680 gesegelte Meilen.

In diesem Jahr waren wieder leichte Winde vorhergesagt, und die Frage stand im Raum: Haben wir eine Chance zu ersten mal zu finishen? Meine Gedanken waren, es wird schwierig aber vielleicht klappt es, wird auf jeden Fall ein "easy Cruise" - ich sollte mich gewaltig täuschen.


Montag:
Die Windverhältnisse waren etwas besser als angekündigt, guter, segelbaren Wind, besonders auf der Startkreuz nach Green Island. Diese Strecke kennen wir aus dem Effeff von allen Antigua Sailing Weeks. Immer schön nahe an die Küste ran, vorbei an Eric Claptons Haus um Willoughby Bay herum bis Green Island. Hier zahlten sich unsere lokalen Kenntnisse aus, und wir lagen gut im Feld. Anschliessend mit Halbwind zur Boje nach Barbuda. Fun sailing, doch dann der erst Stopper. Kurz vor der Boje: Absolute kein Wind mehr, total ungewöhnlich in diesem Bereich. Das ganze Feld wurde wieder zusammen geschoben und es gab an der Boje, nach wieder Einsetzen des Windes, quasi einen Neustart. Mittlerweile war es schon dunkel. Trotzdem Spinnaker hoch, vor dem Wind nach Nevis.


Dienstag:
Nach dem Run nach Nevis, Spi wieder runter und auf Deck verzurrt. Das sollte sich noch als Fehler heraus stellen, aber dazu später. Es folgte der Schlag nach Saba, normalerweise ein guter Halbwind. Dieses Jahr allerdings war es absolut unvorhersehbar, was der Wind für ein Spiel mit uns trieb. Ein ständiger Wechsel von Champagner Segeln und dann plötzlich wieder kein Wind. In einem Windloch standen wir vielleicht zwei Bootslängen neben einem Mitkonkurrenten. Plötzlich bekam dieser eine leichte Brise ins Segel und segelte los. Als wir an seiner vorherigen Position waren und dachten jetzt geht's auch bei uns los - denkste. Die Brise verschwand mit dem Segler und als wir endlich Fahrt aufnahmen, war er schon drei Meilen voraus. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Als wir endlich nach Saba kamen, sahen wir "Sleeper" (ein Schwesterschiff der Montana, Swan 48 S+S) und "Spirit of Juno" von der Ondeck-Segelschule. Beide versuchten zu nahe um Saba herum zu kommen und standen im Windschatten. Deshalb wählten wir einen grösseren Bogen und konnten somit etwas aufholen. Anschliessend folgte die 30 Meilen Kreuz nach St. Barths, bei guten Winden. Dies dauerte bis in die Nacht hinein. In der restliche Nacht umrundeten wir St. Barth und Sint Maarten.


Mittwoch
In den frühen Morgenstunden konnten wir endlich Tintamarre umrunden und nun ging auf den langen Schlag nach Guadeloupe, ca. 190 Meilen. Was für ein Hammer Tag! Komplett bewölkt, ein Squall jagte den nächsten - bis 33Kn Wind. Zwischenzeitig hatten wir das erste Reff im Gross. Nach ca. 3 1/2 Stunden riss die Reffleine, das Gross schlug wie wild und wir hatten alle Hände voll zu tun, es wieder einzufangen. Anschliessend riss sich der Spisack auf dem Vordeck los, rutschte zur Seite an die Reling und eine Welle riss den Spi aus dem Sack. Bevor wir uns versahen war das Ding weg. In der Nacht erreichten wir Guadeloupe. Die Frage war nun wie kommen wir durch den Windschatten der Insel. Es war mal wieder Alles anders. Wir segelten mit guten 7kn die Insel entlang. So kam das südliche Ende der Insel schnell näher, und wir konnten den Leuchtturm am Ende schon sehen. Ab diesem Leuchtturm pfeift es normalerweise gehörig den Kanal raus zwischen Guadeloupe und Iles des Saintes. Aber nicht in diesem Jahr -  wieder absolute Flaute für Stunden.


Donnerstag
Als wir endlich die Iles des Sainte erreicht hatten, arbeiteten wir den ganzen Tag an der 60 Meilen Kreuz nach Les Desirates. Die Insel wollte einfach nicht näher kommen. Irgendwann in der Nacht haben wir es dann endlich geschafft. Danach ging es mit Raumwind wieder zur Boje nach Barbuda. Anfangs war der Wind noch etwas schwach aber dann wurde er stabiler.


Freitag
Morgens setzten wird den Genacker und ab ging die Rauschefahrt. Champagner segeln at it's best - naja bis wir einen Riss im Genacker entdeckten. Also Genacker runter und leider nur noch mit Genua weitersegeln. Segeltape raus, aufgeklebt und festgenäht. Nacht dem wir die Boje gerundet hatten, konnten wir den Genacker wieder setzen. Ab ging wieder die Rauschefahrt. Langsam kam die letzte Bahnmarkte, die Insel Redonda, in Sichtweite. Wir alle waren schon voller Vorfreude, noch in der Nacht anzukommen und die Party die crashen. Aber dann, wie aus dem Nichts, absolute Windstille. Dümpeln für Stunden. Einige von uns dachten schon laut über Aufgeben nach. Für mich kam das überhaupt nicht in Frage, du gibst nicht 50 Meilen vor dem Ziel auf. Endlich, in der Nacht, konnten wir Redonda runden. Um 12 begann meine Schicht.


Samstag
Direkt nach Beginn meiner Wache: Wieder kein Wind, absolut gar nichts, 0,7 kn Bootsspeed. Der Skipper kam hoch und sprach mit mir die Optionen durch. Er war kurz davor, den Motor anzulassen. "Wenn wir jetzt motoren", sagte ich, "kommen wir um 4:00 Uhr in der Nacht an. Vor 8:00 Uhr brauchen wir nicht einzulaufen, also warum nicht die Zeit hier absitzen und auf Wind hoffen." Und siehe da, ab 01:30 Uhr kam eine leicht Brise aus Nord. So konnten wir anfangs direkt zum Ziel nach Osten segeln. Mit stärker werdendem Wind drehte er weiter nach Nordost und Kreuzen war wieder angesagt. Um 07:28 segelten wir dann über die Ziellinie, "wow what a Race".

Die RORC 600 hatte mal wieder alles abverlangt an Segel Skill, Durchhaltevermögen und mentaler Stärke, alles was wir zu bieten hatten. Aber wir haben es getan, an einem Samstag den 29. Februar haben wir die RORC 600 gefinished.

Proud as ever.

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